Armita Abbasi
wurde ca. 3 Wochen nach Beginn der Aufstände anlässlich des gewaltsamen Todes von Mahsa Jina Amini am 11. Oktober 2022 von den Sicherheitskräften der Mullahs verhaftet und für vier Monate ins Gefangnis geworfen, gefoltert und ist laut eigener Aussage durch die Holle gegangen. Sie verbrachte die ersten 12 Tage ohne Kontakt zur Außenwelt. Die Revolutionsgarden erteilten ihrer Familie keinerlei Auskunft darüber, wo sie sich befand. Nach Gerüchten über ihren Tod konnte ihre Familie sie schließlich nach 12 Tagen im Büro der Gefängnisleitung kurz besuchen.
Armita verbrachte zweieinhalb Monate gemeinsam mit 6 anderen Häftlingen in einer 9 Quadratmeter großen Quarantänezelle und durfte diese nur zur Benutzung der Toilette und für einen 30-minütigen Hofgang pro Tag verlassen. Jeglicher Ausgang unter besonderen Bedingungen (wie etwa bei einer Notsituation) aus dem Quarantäneraum wurde in Begleitung eines Gefängniswärters durchgeführt. Man
erlaubte ihr keine wöchentlichen Besuche oder tägliche Anrufe wie bei anderen Häftlingen. Der psychologische Druck auf sie und ihre Familie war enorm.
Armitas Name stand während ihrer Haft an zwei aufeinander folgenden Wochen auf der Liste der zur Hinrichtung nach Rajai Shahr zu überstellenden Gefangenen. Sie wurde jedoch nicht dorthin verlegt. Nach einer großen internationalen und medialen Aufmerksamkeit verschwanden die Gerüchte über eine mögliche Hinrichtung. Schließlich wurde Armita durch eine ,,Führerbegnadigung“ am 7. Februar 2023 aus dem Kachooyi Gefängnis in Karaj unter Androhung einer ernuten Verhaftung und der Todesstrafe im Falle weiterer Aktivitäten entlassen.
Kurz nach ihrer Freilassung wurde ein Fall gegen sie eröffnet und sie wurde für ein Jahr mit einem Bildverbot (mediale Präsenz) belegt und erhielt eine Bewährungsstrafe von sechs Monaten Haft sowie eine Geldstrafe. Zudem musste ihre Familie eine Kaution hinterlassen. Armitas Ausweisdokumente, Geburtsurkunde, Versicherungsunterlagen und Bankkonto wurden anderthalb Jahre nach ihrer Freilassung von den Revolutionsgarden beschlagnahmt.
Armita hatte plötzlich keinerlei Bürgerrechte mehr in ihrem eigenen Land. Ihre Dokumente erhielt sie erst nach einem Jahr wieder zurück. Sie wurde oft beschattet, verfolgt und regelmäßig massiv bedroht, weshalb sie für eine Weile, untertauchte. Auch danach konnte sie das Haus kaum verlassen und erhielt ständig Drohnachrichten (wir werden dich vergewaltigen/töten etc.) Armita und ihr Umfeld standen unter ständigem, kaum auszuhaltendem Psychoterror, weshalb sie schließlich ihre Heimat verlassen musste.
Armita floh in die Türkei und war dort vor dem verlängerten Arm der Mullahs nicht sicher. Durch Menschenrechtsorganisationen kam der Kontakt zu The Munich Circle e.V. zustande. In enger Kooperation mit den deutschen Behörden wurde die Einreise von Armita Abbasi nach
Deutschland ermöglicht. Endlich befindet sie sich in Sicherheit und kann nun der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen über die Folter und sexuelle Übergriffe im Gefängnis berichten.